ZUM GELEIT
                                     

Wie Odin, dein ewig sinnender Lebensatem, jenseits der Zeit dein urweises Bewußtsein Mimir an Mimir’s Born, jener sagenumwobenen Quelle des Lebens, aufsuchte und am Anfang deiner Zeit sein Sonnenauge verpfändete, um einen Trunk urweltlicher Weisheit des Mondes zu empfangen, so spähe horchend und lauschend, den Atem anhaltend wie schon Unzählige zu unzähligen Zeiten vor dir mit unermüdlicher Geduld auf dem Idarfelde, jenen singenden und schwingenden Kristallräumen deiner Menschenwürde voller Urideen, nach der unvergänglichen Quelle urweltlicher Weisheit.

Am Mimir’s Born lerne die klingenden mystischen Zeichen und das ungeschriebene Wissen deiner Ahnen verstehen, und vor deinem geistigen Auge verschwindet der verhüllende Schleier, gewoben aus Raum und Zeit.

Zwischen Wachen und Träumen singt dir die Mutter Natur schon immer raunend jene uralten Erzählungen ihrer Urgroßmutter: die Edda – das Hohe Lied deiner unsterblichen Ahnen.

Leuchtende Zeichen wirst du am Himmel deines Tages und deiner Nacht wiederfinden, und klingende Zeichen findest du in den Namen deiner Flüsse, Berge, Seen, Städte, Landschaften und Wege, wie aber auch in den alten Namen deiner Freunde und Bekannten.

Wisse, daß deine weisen Ahnen dir diese Zeichen setzten und dir diese Namen austeilten, damit, wenn die Zeit verginge, du an ihren Überlieferungen nicht irre würdest und an den ahnungsvollen Berichten deines Gewissens zweifeltest, sondern daß du an den vertrauten Namen, Zeichen und Symbolen deines Alltags erkennen würdest, daß das Leben in kosmischer Freiheit wahrlich das Vermächtnis deiner ältesten Verwandten ist, über welches sie nur dir selbst kraft deines ererbten freien Willens Urteil und Gericht zugesprochen haben.

                                     
                                     
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©   A A R   E D I T I O N   I N T E R N A T I O N A L   1985

 

    
 
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PETER HÜBNER
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PETER HÜBNER · DIE EDDA
DAS HOHE LIED UNSERER AHNEN